HR ist in Veränderungsprozessen wichtig, ergeben zwei Studien von Great Place to Work und Bora. Doch noch wichtiger sind das Einfühlungsvermögen der Führungskräfte und eine vertrauensbasierte Unternehmenskultur.

Die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten haben ihre Auswirkungen auf die Unternehmenslandschaft: Die Absichten, Merger & Acquisitions (M&A) in Angriff zu nehmen, befinden sich weltweit auf einem Fünfjahreshoch. Allerdings zeigt sich, dass mehr als die Hälfte aller Fusionen nur teilweise gelingen oder gar scheitern.

Als HR-Experte in der TJP Group erhob Bora unter Topmanagern und HR-Verantwortlichen in Österreich die Faktoren, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden – und präsentierte sie dieser Tage in einer gemeinsamen Veranstaltung mit Great Place to Work (GPTW) im Management Club.

Die zentrale Frage war, welche Rolle personalwirtschaftliche Aspekte spielen und wie erfolgsentscheidend die HR-Abteilung ist. „Das Einfühlungsvermögen der Führungskräfte und die Sensitivität im Umgang mit dem Cultural Fit ist die entscheidende Stellgröße, um eine Transaktion und Integration langfristig zum Erfolg zu führen“, sagten die beiden Studienleiter Otto Stökl und Susan Jandl. HR nehme einen wichtigen Platz im Unternehmen ein und sei als strategischer und professioneller „Abwickler“ erforderlich: „Doch HR kann die Rolle des Topmanagements nicht ersetzen.“ Diese Aussage, betonten Stökl und Jandl, wäre unabhängig von der Unternehmensgröße.

 

Veränderung ist Dauerthema

Great Place to Work präsentierte ebenfalls eine Studie zum großen Thema Veränderung und widmete sich der „vertrauensbasierten Unternehmenskultur als Erfolgsfaktor für Veränderungsprozesse“.

Zwar gehören Umstrukturierungen beinahe schon zum beruflichen Alltag, dennoch stellen sie immer wieder eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar. In Zahlen ausgedrückt: Drei Viertel der Befragten befänden sich aktuell in einem Veränderungsprozess bzw. hätten diesen vor Kurzem abgeschlossen, sagte GPTW-Geschäftsführerin Doris Palz.

Die Ergebnisse zeigen, dass während des Veränderungsprozesses weniger kommunikativen, offenen, selbstbewussten und flexiblen, sondern autoritären, sachlich-orientierten und seriösen Führungskräften der Vorzug gegeben wird.

 

Wissen, wo es langgeht

Voraussetzung ist ein Grundvertrauen zwischen Führung und Mitarbeitenden. „Autoritär“, sagt Palz, „bedeutet hier vor allem Sicherheit gebend, denn die Mitarbeitenden brauchen in Veränderungssituationen jemanden, der weiß, wo es langgeht, und dem sie vertrauen.“ Wenig überraschend bestätigen drei Viertel der Befragten, dass eine vertrauensbasierte Unternehmenskultur den Change-Erfolg fördert.

Im Rahmen der Studienpräsentation diskutierten die Change-Experten Raimund Gfrerer (Management Trust Holding), Thomas Dewald (Mundipharma) und Thomas Jungreithmeir (Partner TJP) gemeinsam mit Doris Palz und Otto Stökl unter der Moderation von Michael Köttritsch („Die Presse“) den Anspruch und die Wirklichkeit von HR in der Praxis. Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Klare Ziele vorzugeben, Führungskräfte strukturiert einzubeziehen und zu befähigen sind Basis für gelingenden Change. Ebenso wichtig ist es, Mitarbeitende zu involvieren und Ergebnisse zu feiern.
  • Unternehmen mit entwickelter Vertrauenskultur haben Vorteile: Mitarbeitende glauben an die Führungskräfte und trauen ihnen zu, Veränderungen gut zu managen.
  • Es gibt viele Formen, mit dem Cultural Fit umzugehen, aber man muss es bewusst und abgestimmt tun.
  • Unternehmen, in denen HR hohen Stellenwert genießt, berücksichtigen auch während des Transaktionsprozesses die HR-Thematik.
  • Der Beitrag von HR zum Erfolg der Transaktion konzentriert sich meist auf die Information und das Halten von Schlüsselkräften.

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